Die Entdeckung der Familie: Die Kinder werdens richten.
Text von der Dankbarkeit und von dem Patriarchat.

 

An die Vorsitzende Richterin, Frau Dr. Grimm.

Sehr geehrte Frau Dr. Grimm,
Sie haben studiert, Sie sind promoviert, haben bereits eine Laufbahn bis zu Ihrem Amt zurückgelegt.

Es ist unmöglich, daß Sie nicht irgendwann in dieser Zeit mit dem Thema Feminismus in Berührung gekommen sind. Und wenns die Brigitte im Friseurgeschäft war.

Eine der Lehren dieser Sekte geht ja dahin, daß Frauen in einer Art von Zusammenhang stehen, in einer Art von gemeinsamen Anliegen, das je nach Nähe und Art der Gefühle als Solidarität oder sogar als Verschwesterung ausgedrückt wird. Man stelle sich das einmal vor: Irgendwelche Frauen halten irgendwelche andere Frauen für ihre Schwester.

Wie dem auch sei.
Als Frau mit Laufbahn stehen Sie in einem Verhältnis zu anderen Frauen. Beispielsweise zu solchen, die gerade mit dem Studium durch sind, aber noch nicht fertig, noch nicht im Beruf angekommen sind. Die ihre erste bezahlte Stelle antreten, sich orientieren müssen, sich behaupten müssen, im männlich dominierten Umfeld standhalten und bewähren müssen. Meine älteste Tochter gehört dazu. Sie hat seit einigen Monaten eine Stelle als Ärztin im Praktikum.-

Die Dankbarkeit

Jedenfalls war die einmütige Meinungen aller Anwesenden im Gericht, beginnend mit dem Vertreter der Gegenseite, über die beisitzende Frau Richterin, über den beisitzenden Herrn Richter bis hin zur Vorsitzenden Richterin Frau Dr. Grimm vielstimmig aber einmütig der Meinung, daß meine Kinder mir jetzt helfen müssen.
Denn ich habe ja so viel für die getan.

Wenigstens eine Person in diesem Gericht sollte die Kompetenz haben, um zu erkennen, daß mit diesem Konsens zur Verfügung über die Kinder ein Patriarchat ausgeübt wird.
Es ist ein nacktes, totes , geschlechtsloses Patriarchat.

Patriarchat ist die Verabredung zur Verfügung über die Töchter .
Sie praktizieren Patriarchat, Frau Dr. Grimm.

Patriarchat hat nämlich wenig mit meinem eigenen schäbigen männlichen Geschlecht zu tun.

Das Patriarchat wird nur sichtbar mit meinem persönlichen Versagen: Als das Erwartete aber nicht geleistete Andere meiner schwachen Mannheit. Ich soll da was weiterreichen.
Mein schließlich offensichtliches  „Versagen“ als schäbiger alter Mann resultiert ja aus Erwartungen an meine unbegrenzte Leistungsfähigkeit in meiner Vaterrolle. In diesen  „Erwartungen“  werden die Fristen gesetzt gegen alte einsame Körperlichkeit, mit dem einzigen tückischen Vorsatz eine Verletzung, nämlich die „Verletzung“ einer Frist zum Grund für den Abschuss zu machen. Dessen Folgen soll ich weiterreichen und damit akzeptieren.

Patriarchat wirkt vielmehr in Feindschaft gegen mich Mann, der als Platzhalter für die Familie herhalten soll, als Sack, der geschlagen wird, und Zufall, wenn da 5 Kinder mit drinstecken,
als derjenige, der „weiblich“ handelt, in Hinblick auf Angehörigenhilfe, in Zusammenhalten müssen von Dingen, die nichts miteinander zu tun haben aber jedes für sich zusammen auf mich einwirken, im schließlichen Hinnehmen müssen, dass ich nicht mehr alles auf die Reihe bringe.
Familie ist „weiblich“ als Ort von Gegenwart , von aktuellem Miteinander sein.
Familie ist „männlich“ im Bereitstellen von Infrastruktur, von Ressourcen, als Struktur von berührungslosen „Für“ die anderen „arbeiten“.
Der Weg der Familie ins Patriarchat ist die Marginalisierung des Miteinander und die Geschlechter übergreifende Redefinition als Füreinander aber getrennt tätig sein, vor allem berufs tätig.
Die Virtualisierung von Familie zu Lasten ihrer materialen Gegenwart auf Augenhöhe  ist männlich, patriarchalisch, aus der Hierarchie der „Aufgaben“ zu begründen.

Patriarchat ist die Militarisierung der innerfamiliären Vorgänge durch Beschlagnahme, durch Fristsetzung, durch den nicht mehr kaschierten Willen zuzuschlagen, im Falle der „verletzten“ Frist. Die Frist als hilflose Essenz von wehrloser „Weiblichkeit überhaupt“, deren Verletzung geahndet werden muss: Da steht der schützende Staat davor. Da schlägt er zu.
Patriarchat ist das Verstecken aller persönlichen Verantwortung von Täterinnen und Tätern hinter „Vorschriften“, Patriarchat ist es, das Zuschlagen als „automatisch“ auszugeben.
Das ist der Mob. Der hat keine Ratio als das bedingte Vernichten. 18 Monate Geldentzug zum ersten. 11 Monate Geldentzug zum zweiten. Das genügt zum Hinuntertreten in die Obdachlosigkeit.

Patriarchat ist die Form des deutschen Staates.  
 

 

Sie hats ja getan, die dankbare älteste Tochter.
Sie hat ihrem jüngsten Bruder über den Studienbeginn geholfen, ihn die Monate unterstützt, als es noch kein Bafög gab.

Sie hat es genauso gemacht, wie sich die Vorsitzende Richterin Dr Grimm, wie sich Beisitzer, wie sich der Vertreter der Beklagten: Wie sich das ganze deutsche Staatspack die dankbare älteste Tochter vorstellt.
Ihre erste Anstellung, ihr erstes Gehalt: Sie hat Kredit aufgenommen, sie hat sich verschuldet,  für ihren Bruder, meine dankbare älteste Tochter.
Sie hat geheult am ersten Weihnachtstag. Sie hat den gemeinsamen Mittagstisch verlassen, zu dem hatte sie mit ihrer Schwester eingeladen, in der Wohnung, die sie gemeinsam bewohnen.
Ihre Schwester hat gesagt, dass sie mir nicht dankbar ist, dabei hatte ich sie gar nicht gefragt.
Und sie hat mir vorgeworfen, dass ich meinen 65. Geburtstag im vergangenen September nicht mit ihnen gefeiert habe.
Ich habe gesagt, dass ich auf Vorschlag des jüngsten Sohnes im September dessen Sparschwein geöffnet habe. Dass ich meinen Einkauf mit 5 Cent, mit 2 Cent, mit Centstücken, bezahlt habe. Danke für das Wechselgeld, sagt die Verkäuferin, das nehme ich gerne, und gibt mir ein paar größere Geldstücke zurück.-

Bleibt eigentlich doch noch die Frage an Sie, Frau Dr. Grimm.
Wegen dieser widerwärtigen, dreckigen, perversen Phantasie von Ihnen,
bezüglich der Dankbarkeit der ältesten Tochter.
Ob Sie sich dafür vielleicht nicht schämen möchten?

 

Mit freundlichsten usw
Ekkehard von Guenther